Befragung Kinder

Das Projekt #Kinderrechte digital leben! wurde am 1. Januar 2020 ins Leben gerufen. Als ein Projekt aus dem Förderbereich Demokratiebildung im Kindesalter sehen wir es als unerlässlich an, mit der Zielgruppe zu sprechen anstatt (nur) über sie. 

Während der Pandemie gelang es uns die schmalen Zeitfenster zu nutzen, die Präsenzveranstaltungen unter sicheren Bedingungen erlaubten. So konsultierten wir mehrere Kindergruppen, um ihre Meinungen und Gedanken zu Kinderrechten und Medien, Mitbestimmung und Medienregeln sowie Wünschen und Kritik in diesen Kontexten zu erfahren. Dies geschah im Rahmen von Workshops im Klassenverband bzw. einer Alterskohorte. Ein zentrales Hilfsmittel hierfür war das von uns entwickelte Kreativplakat Mitbestimmung Medienregeln, welches im Bereich “Materialien” unserer Webseite eingesehen werden kann und für Ihre Kontexte zur freien Verwendung bereitgestellt wird.

Aufbauend auf den Erkenntnissen der Erhebung spezifizieren wir unsere Angebote, um dann mit den Kindern an ihren konkreten Themen arbeiten zu können. Wie die einzelnen Konsultationsprozesse abgelaufen sind und welche Schlussfolgerungen wir daraus ziehen, stellen wir Ihnen nachfolgend vor.

  • Die Kinder-Erhebung als PDF zum Download:
  • Kreativplakat als PDF (DIN A4) zum Download:

Workshops mit Kindern zum Thema Kinderrechte und Medien

Setting/Methode:

Im September 2020 konnten wir mit zwei verschiedenen Gruppen von Kindern (n = 34) in Präsenz Workshops zum Thema Kinderrechte und Medien durchführen. In diesen Workshops hatten wir die Möglichkeit Kinder im Alter zwischen acht und zehn Jahren zu ihrer Meinung bezüglich Medien zu konsultieren.

Teil 1 – Annäherung an und Interpretation von Kinderrechten im Zusammenhang mit Medien: 

Im ersten Schritt war es notwendig die stark verschiedenen Wissensstände bezüglich Medien aufzugreifen und eine gemeinsame Basis für den weiteren Workshop herzustellen. Darauf aufbauend arbeiteten wir mit dem Kinderrechteplakat der Bundeszentrale für politische Bildung. Ergänzend zur Suche nach bestimmten Kinderrechten befragten wir die Kinder in Kleingruppen, inwiefern sich ausgewählte Kinderrechte auf die digitale Lebenswelt und Medienthemen übertragen lassen. Die Ergebnisse sehen Sie in folgender Tabelle. (Alle Zitate wurden durch unsere Pratikantin wörtlich protokolliert.)

Das fällt Kindern ein, wenn sie nach ihren Kinderrechten
im Zusammenhang mit digitalen Medien gefragt werden.

Das Recht auf Ruhe, Freizeit und Spiel
"Radio hören in der Freizeit", "Jeder sollte erfahren was in der Welt los ist", "Computerspiele beruhigen manche Leute und sind wie Freizeit.", "Weil man mit Freunden online Spiele spielen kann."
Keine Benachteiligung/Diskriminierungsverbot
"Alle Kinder dürfen im Internet gleichberechtigt ihre Meinung sagen.", "Alle Kinder dürfen in den Medien lernen.", "Mit dem Handy keine bösen Nachrichten schreiben, damit keiner ausgeschlossen ist.", "Andere Kinder mitmachen lassen.", "Andere nicht einfach aus dem Chat werfen."
Recht auf Bildung
"Das man mit Medien umgehen kann, was Medien für Gefahren verbergen", "Computerspiele und Blitzrechnen helfen uns in der Schule", "In der Schule was über Medien lernen", "Die Lehrerin sollte Aufgaben über das Handy schicken, wenn das Kind lange krank sein sollte", "Online Konferenzen für Schule", "Anton- App"
Recht auf Privatsphäre
"Nicht irgendjemand kann einfach ein Bild von dem Kind in das Internet stellen.",  "Codes auf dem Handy für einen selbst und vielleicht die Eltern.", "Keine Fotos und Videos machen, wenn man nackig ist und nicht ins Netz stellen."
Recht gehört zu werden
"Im Internet wird man auch gehört, wenn man etwas hoch lädt.", "Jedes Kind kann in den Medien frei seine Meinung äußern."
Recht auf Schutz
"Das man googeln kann, ob es für Kinder gemacht ist oder gefährlich ist.", "Wenn man ein Bild in das Internet stellt, können es Hacker manipulieren.", "Im Krankenhaus benutzt man auch Geräte, die mit dem Internet verbunden sind.", "Keine Drohungen in Chats", "Recht auf Datenschutz, kein anderer sollte meine Fotos sehen dürfen.", "Durch Nachrichten kann man andere Leute vor bösen Menschen warnen.", "Bei Online-Spielen muss man vorsichtig sein, damit andere deinen Wohnort nicht herausfinden können.", "Handy, um Eltern bei Gefahr anzurufen oder die Polizei", "USK sollten Erwachsene beachten."
Recht auf Information
"Das Recht, dass man im Internet was lesen kann, etwas über die Welt.", "Dass jedes Kind auch über Medien informiert wird.", "Man sollte die Nummer der Lehrerin haben, damit sie antworten kann.", "Man kann alle Fragen auf Google stellen und bekommt eine Antwort."
Recht auf Gesundheit
"Die Warn-App hilft Corona über das Internet zu vermitteln.", "Um das Krankenhaus anzurufen, braucht man ein Handy.", "Wenn man zu lange vor dem Computer oder Handy ist, wird man süchtig, also krank."

Schlussfolgerungen aus Teil 1 – Kinderrechte und Medien:

Kinder haben eine gute Vorstellung davon, wie sich Kinderrechte auf Medienthemen
und digitale Lebenswelten beziehen lassen. Dabei denken sie vielfältig und haben teilweise ein Gefühl dafür, wie man Medien als Werkzeug für außerhalb der digitalen Sphäre liegende Zusammenhänge nutzen kann und dafür, wie Kinderrechte direkt in medialen Welten zur Geltung kommen sollten. Sie sehen dabei nicht nur die Erwachsenen in der Verantwortung, sondern formulieren auch normative Ansprüche, wie sie selbst in Kommunikationsräumen Kinderrechte beachten können. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen kann mit Kindern an der Umsetzung der Kinderrechte in digitalen Lebenswelten gearbeitet werden.

Teil 2 – Motzmonster & Wunscheinhorn: 

Im nächsten Schritt baten wir die Kinder einerseits aufzuschreiben, was konkret sie im Alltag im Zusammenhang mit Medien stört (Motzmonster) und andererseits, was sie sich für eine schöne Zukunft mit Medien wünschen (Wunscheinhorn). 

Die Nennungen haben wir geclustert, ausgezählt und mit ausgewählten Zitaten versehen.

Motzmonster – 

Was stört dich an und in den Medien?

Thema

Anzahl

Zitat

WLAN-Empfang

11

Wenn das WLAN nicht funktioniert.” 

Das WLAN ist doof, weil es so lange lädt.” 

kindgerechtes Internet

9

Dass manche Leute einfach was reinstellen, was Kinder nicht sehen sollten.” 

Manchmal sieht man Sachen, die nicht altersentsprechend sind.” 

Mobbing

9

Mich stört Mobbing in Chats.” 

Regeln der Eltern

6

Das ich keine Bildschirmzeit habe.” 

Das es feste Handyzeiten gibt.” 

Werbung

5

Das so viel Werbung kommt.” 

Die Werbung im Internet ist nicht schön.” 

gebührenpflichtige Spiele

2

Wenn man Spiele kaufen muss.” 

Nachhaltigkeit

1

Das Computer & Co. nicht lange halten.” 

Datenschutz/Smarthome

1

Alexa antwortet ohne Frage.” 

Wunscheinhorn –

Was wünschst du dir für eine
gute Zukunft mit Medien?

Thema

Anzahl

Zitat

kindgerechtes Internet

13

Das manche Sachen mehr kindgerecht gemacht sind.” 

Wenn man ein Kind ist, sollte man nur Kinderspiele spielen dürfen und keine anderen.”

Wenn alles bunt wäre.”

kostenlose Spiele

12

Das es viele Spiele geben würde, die kostenlos sind.” 

Das alle Spiele kein Geld kosten.”

kein Mobbing

8

Das es keinen Streit gibt.”

Ich wünsche mir, dass Mobbing aufhört.”

gutes WLAN

8

Das Internet soll nicht immer ausfallen.”

Wenn das Internet immer funktionieren würde.”

Werbung

6

Das die Sachen Werbung frei sind.”

Ich wünsche mir, dass Werbung kinderfreundlicher wird.”

mehr Computerspiele

6

Ich wünsche mir mehr Spiele.”

mehr Bildschirmzeit

4

Das ich mehr Computer-Zeit bekomme.”

eigene Technik

3

“Ich hätte ja gerne einen Gaming PC.”

Nachhaltigkeit

1

Das Computer & Co. Länger halten.”

Zugang zu bezahlpflichtigen Inhalten

1

Das ich Google Play Karten besser aufladen kann.”

Inklusion

1

Die Technik soll Menschen mit Behinderung helfen.”

Schlussfolgerung aus Teil 2- Motzmonster & Wunscheinhorn:

Forderungen nach einem kindgerechten Internet wurde sowohl bei Motzmonster, als auch Wunscheinhorn am meisten genannt. Besonders mögliche verstörende Inhalte bereiten Kindern Sorgen und sie wünschen sich, dass sie davor geschützt werden. Hier bedarf es dringend weiterer Aufklärung der Erziehungsberechtigten, als auch der Förderung kindlicher Kompetenzen, wie sie mit solchen Inhalten umgehen können.

Der Zugang zum Internet ohne Verbindungsproblemen ist den Kindern ein wichtiges Anliegen. Wir sehen hier die Internetanbieter in der Verantwortung, den Breitbandausbau weiter voran zu treiben und allen Menschen einen schnellen Internetzugang zu ermöglichen.

Wie sich Angebote im Netz finanzieren war den befragten Kindern noch nicht transparent. So fordern sie mehr kostenlose Spiele und stören sich an der Werbung. Digitale Geschäftsmodelle sollten bereits Kindern im Grundschulalter vermittelt werden.

Das Thema Mobbing beschäftig fast alle befragten Gruppen und sie sehen dies als ein großes Problem an. Hier bedarf es weiterer Aufklärungsarbeit, sowie Vermittlung von Handlungswissen im Umgang mit problematischen Kommunikationsmustern.

Das Thema Digitale Spiele wurde fast ausschließlich von Jungs genannt. Zugang zu altersgerechten Spielinhalten und Schutz vor “übermäßigem” Nutzen von Spielen sind wichtige Themen.


Befragung von Kindern mittels Kreativplakat

Setting/Methode:

In den Jahren 2020 und 2021 haben wir im Rahmen von Stationsarbeit an Aktionstagen 111 Kinder zwischen sieben und zehn Jahren mithilfe des entwickelten Kreativplakats zu ausgewählten Themen befragt. Die Kinder waren in Gruppen zu fünf bis zwölf Personen aufgeteilt; ein Zeitslot umfasste 30 Minuten. Abhängig von der Motivation der Kinder konnten wir zu großen Teilen intensiv mit ihnen arbeiten. Eine standardisierte Befragung war im Zusammenhang mit den Settings und dem geforderten Maß an Selbstreflexion weder möglich noch beabsichtigt. Für den weiteren Verlauf unseres Projekts ließen sich relevante Erkenntnisse gewinnen.

Um mich sicher mit dem Handy/Internet zu fühlen, brauche ich…

Um sich sicher im Internet und im Umgang mit dem Handy zu fühlen, fordern Kinder: Regeln, die Eltern als Begleitung und Ansprechpartner*innen, Zugang zur Technik, transparente Altersangaben, kostenlose Angebote (besonders Spiele) und Wissen darüber, mit wem kommuniziert wird. Je nach Wissenstand der Kinder kennen sie bereits einige Maßnahmen, um ihr Handy zu sichern. Dazu zählen Passwörter, Meldefunktionen, Antivirenprogramme und die Hilfe durch Parental Control-Apps wie Google Family Link. Es ist davon auszugehen, dass die Antworten stark abhängig sind vom Risikobewusstsein des jeweiligen Kindes. Die Angst vor Hackern wurde in vielen befragten Gruppen geäußert. 

Wir schlussfolgern, dass die Kinder zum einen über mögliche Risiken aufgeklärt werden müssen und zum anderen Wissen und Fähigkeiten benötigen, um jenen Risiken eigenständig begegnen zu können. Der unterschiedlich ausgeprägte Wissenstand innerhalb einer Gruppe (z.B. einem Klassenverband) ermöglicht hier weitreichende Peer-Education-Ansätze, welche allerdings intensiver pädagogischer Betreuung bedürfen. 

Mein Wunschhandy kann…

Auf die Frage, was das Wunschhandy könne solle, antworten die Kinder sehr vielfältig. Am häufigsten nennen sie Spiele, gefolgt von den Möglichkeiten gute Fotos zu machen, Musik zu hören und zu telefonieren. Messengerdienste stehen auf der Wunschliste ebenfalls ganz oben. Einige wünschen sich eine Sprachsteuerung, viel Speicherplatz, den Schutz der eigenen Daten, längere Akkulaufzeiten oder dass die Geräte überhaupt funktionieren. Auch fantasievolle Nennungen wie ein Handy mit Haaren oder eines, das Essen kochen könne, gibt es. Möglicherweise schließt dieser Wunsch an Ideen des smarten Zuhauses an. 

Wenn ich an mein zu Hause und Medien denke,                         wünsche ich mir…

Die Antworten der Kinder fallen sehr verschieden aus: Während ein Teil hauptsächlich an konkrete Hardware-Anschaffungen (Handy, Xbox, Roboter etc.) denkt, stehen bei einigen Kindern die Themen Selbst- und Mitbestimmung („Das ich auch mal alleine entscheiden darf”, „Das ich in mein Handy Geld reinladen kann.”) sowie die Gestaltung des Familienlebens („Mehr Zeit mit meiner Familie draußen verbringen”, „Mehr mit der Familie rausgehen”) weit oben auf der Wunschliste. Längere Medienzeiten und besseres WLAN werden auch genannt.

Wie zufrieden bist du mit den Medienregeln in deiner Familie?

n = 83 | gar nicht: 8 = 10%, unzufrieden: 15 =18%, okay: 17 = 20%, alles super: 43 = 52%

Die überwiegende Mehrheit der befragten Kinder ist zufrieden mit den Medienregeln in ihren Familien. Aus unserer Sicht sagt dies allerdings nichts über die Qualität der Regeln aus, da auch die Kinder, die keinerlei Regeln haben sich als sehr zufrieden bezeichnen. Des Weiteren können Effekte der sozialen Erwünschtheit nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Trotz unser Bemühen dies zu verhindern, nahmen einige Begleitpersonen der Kindergruppen mehr oder weniger explizit Einfluss auf die befragten Kinder. 

Wurden die Medienregeln eurer Familie gemeinsam mit dir gefunden?

n = 79 | gar nicht: 15 = 19%, nicht wirklich: 12 = 15%, in Teilen: 24 = 31%, ja, meine Meinung war wichtig: 28 = 35%

Die Antworten stimmen uns optimistisch, dass Mitbestimmung, wenn es um Medien geht, bereits in vielen Familien gelebter Alltag ist.     66% der Kinder fühlen sich aktiv eingebunden beim Festlegen von Medienregeln. Demgegenüber stehen allerdings 34%, die nur wenig oder gar nicht bei der Entwicklung von Regeln einbezogen werden. Hier sehen wir deutliches Entwicklungspotenzial. Mitbestimmung im Alltag sollte von klein auf erlebt werden können. Wir beabsichtigen Veranstaltungsformate für Erziehende wie Kinder, die dies fördern.

Welche Medienregeln gibt es in deiner Familie?

Die befragten Kinder reflektierten die Frage vor allem dahingehend, welche Medienregeln für sie selbst gelten. Nur ein Kind äußerte eine Regel, die für alle Familienmitglieder besteht: Kein Handy beim Essen. In der Zusammenschau stellen wir fest, dass die meisten Regeln im Zusammenhang mit Mediennutzungszeiten existieren. Diese variieren nach Selbstauskunft der Kinder sehr stark – von 30 Minuten Spielzeit am Tag bis 3 Stunden zur freien Verwendung ist alles vertreten.

Regeln zum ausgewählten Medieninhalten, wie gewalttätigen Spielen und Filmen, wurde ebenfalls häufig genannt. Obwohl die befragten Kinder zwischen sieben und zehn Jahren alt waren, gab ein Kind an alles sehen und spielen zu dürfen, solange die USK-/FSK-Kennzeichnung unter 18 läge. 

Einige Kinder erteilten die Auskunft alles frei und nach eigenem Ermessen nutzen zu dürfen. So erzählte ein 10-jähriger Junge detailliert und glaubhaft von seinem Mortal Combat X-Spiel, welches mit USK 18 gekennzeichnet ist. Die Äußerung „Wir reden allgemein nicht über Handy.” lässt vermuten, welchen Stellenwert die Aufklärung über Medienwirkung und die erzieherische Verantwortung im Kontext von Medien bei zugehörigen Elternteilen mutmaßlich haben. 

Anregend für die Arbeit unseres Projekts sind außerdem Regeln wie diese:

Austausch mit Kindern zu Kontrolle, Vertrauen und Privatsphäre

Setting/Methode:

Im Rahmen eines offenen Ferienangebots im Juli 2021 hatten wir erneut Gelegenheit mit Kindern im Alter von sieben bis 13 Jahren zu ihren Rechten und Medien zu arbeiten. Wieder kam das Kreativplakat zu Mitbestimmung und Medienregeln zum Einsatz und ermöglichte uns einen intensiven Austausch mit insgesamt 21 Jungen und Mädchen in ungezwungener Atmosphäre. Das Setting der Ferientage sah Aktivitäten in Kleingruppen an unterschiedlichen Stationen zu je 30 Minuten vor.

 

Gesprächsanlässe über Medien(-regeln) werden interessiert und dankbar angenommen:

Wir erlebten Kinder, die in den vorgesehenen Pausenzeiten bei uns blieben oder in frei verfügbaren Slots aus eigenen Stücken an unsere Station zurückkehrten, um den Austausch über Medienregeln und ihre persönlichen Erfahrungen mit und in den Medien fortzusetzen. Dies verdeutlicht die große Relevanz und Beliebtheit des Themenfelds unter Heranwachsenden. Auch war wahrnehmbar, wie sehr junge Menschen es schätzen, wenn sie Raum für ihre Gedanken zu Medien und Mitbestimmung bekommen und ihnen aufmerksam und wertfrei zugehört wird. 

 

Mit zunehmenden Alter werden Medienregeln mehr reflektiert und hinterfragt: 

Das Thema “erstes Smartphone” ist für jüngere Kinder (7-10 Jahre) ein willkommener Gesprächsanlass, bei den älteren (11+ Jahre) “Mitsprache, wenn es um Medien(-regeln) geht”. Je älter das Kind, desto mehr werden Medienregeln reflektiert und abgeglichen mit dem eigenen Wohlbefinden. Dabei wird deutlich, dass einige Regeln akzeptabel sind und gut eingehalten werden können, während andere nicht so recht zu den persönlichen Bedürfnissen und den eigenen Mediennutzungsgewohnheiten passen.

 

Parental Control-Apps führen zu Unbehagen und dem Gefühl kontrolliert zu werden:

Auch der Einsatz von Parental Control-Anwendungen wie Google Family Link ist ein bedeutendes Thema für ältere Kinder. Anders als unter jüngeren Kindern, die die technisch-restriktiven Anwendungen häufig als gegeben oder sogar nützlich hinnehmen, äußern Heranwachsende im Alter von elf Jahren oder älter ihren Unmut. Sie benennen sehr klar sich kontrolliert zu fühlen und äußern den Wunsch, mehr auf sich selbst gestellt sein zu wollen. Auch werden Eingriffe in die Privatsphäre kritisiert.

In der Folge entwickeln einige Strategien, um ausgewählte Medienregeln zu umgehen – etwa das Ausstellen des Smartphones. Zugleich existieren Ideen darüber, wie Kompromisslösungen aussehen könnten. Weitere Vorschläge konnten im vertrauensvollen Austausch untereinander und/oder mit uns entwickelt werden.

Wie nachhaltig derartige Austauschprozesse wirken können, zeigt der Fall eines elfjähriges Mädchens, welches auf Grundlage des Austausches an unserem Stand, noch am selben Abend das Gespräch zu ihrer Mama suchte. Am nächsten Tag berichtete sie freudig, dass diese offen gewesen sei für die Gedanken ihrer Tochter: Ausgewählte Medienregeln sollen neu besprochen und die Einstellungen in der Parental Control-App überprüft und korrigiert werden.

glühbirneZeichenfläche

Schlussfolgerung bzgl. der Förderung von alltagsnahen Austauschprozessen zu Medienregeln:

Wir fühlen uns bestärkt in der Entwicklung und dem Einsatz von Methoden und Formaten, die die Selbstreflexion von Groß und Klein fördern, den gegenseitigen Perspektivwechsel unterstützen und Austauschprozesse zwischen Erwachsenen und Kindern initiieren.

 

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